Mardellen

Marellen in der Nähe von Flatten und im Heidwald bei Büdingen/Silwingen.
Dazu mein Abschnitt über Mardellen (Überarbeitet) aus dem Text
„Der Heidwald – Sagenumwoben und Geschichtsträchtig
von Lothar Bauer :
Mardellen
Beim Übergang vom Frombüsch zum größeren Teil des Heidwaldes fallen mehrere größere Wassergruben auf, die direkt neben dem Weg liegen – sogenannte Mardellen.
Diese Vertiefungen wurden bereits 1900 in den Nachrichten über deutsche Altertumsfunde sowie in den Bonner Jahrbüchern erwähnt:„Unweit davon wurden in den zwischen Fitten und Silwingen liegenden Orten Heidwald und Frombüsch Gruben untersucht, die in dem dortigen Kalkboden in großer Zahl vorhanden sind. Es ergab sich, dass sie durch die unter der Erdoberfläche hinziehenden Gewässer gebildet und nur vereinzelt von den Römern zeitweilig benutzt worden sind.“
Mardellen können sowohl natürliche flache Dolinen sein, die durch das Einsinken des kalkhaltigen Untergrunds entstehen, als auch künstlich angelegte Gruben, die ab der Eisenzeit durch gezielte Materialentnahme – etwa für den Bau von Grabhügeln oder zur Gewinnung von Lehm für Töpferei – ausgehoben wurden.
Falls es sich um künstliche Gruben handelt, ist es wahrscheinlich, dass der Aushub zur Errichtung von Grabhügeln verwendet wurde. In späterer Zeit könnten diese Gruben zudem als Wasserstellen für weidendes Vieh im Wald genutzt worden sein. Solche Nutzungen sind insbesondere im Rahmen der hallstattzeitlichen Waldweidewirtschaft belegt, in der Mardellen bereits als Viehtränken dienten.
Besonders im lothringischen Raum sind Mardellen in großer Zahl zu finden. Die kalkreichen Böden und die lange agrarisch geprägte Nutzung der Landschaft haben dort günstige Bedingungen für ihre Entstehung geschaffen. In vielen Gebieten Lothringens treten sie gehäuft auf und bilden regelrechte Mardellenlandschaften, was sie zu einem regionaltypischen geomorphologischen Merkmal macht. Ihre Häufung in dieser Region wird in der Forschung als bedeutender Hinweis auf historische Landnutzungssysteme und mögliche galloromanische Siedlungsräume interpretiert.
Darüber hinaus haben Mardellen eine besondere Bedeutung als Sedimentfallen: Durch ihre Muldenform bieten sie hervorragende Erhaltungsbedingungen für organische Materialien wie Pflanzenreste, Holzfragmente und gelegentlich auch Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit. Die Analyse solcher Ablagerungen ermöglicht weitreichende Erkenntnisse über die Vegetationsgeschichte, das Klima vergangener Epochen und die Siedlungsentwicklung.
Aufgrund ihres hohen Informationspotentials für Archäologie und Umweltgeschichte sollten Mardellen unbedingt erfasst, dokumentiert und unter Denkmalschutz gestellt werden. Ihr Vorkommen gilt oft als Hinweis auf galloromanische Siedlungen, wobei sie selten isoliert auftreten – typischerweise erscheinen sie in Gruppen, meist zu dritt.
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Mardellen – Kleine Mulden mit großer Bedeutung
Mardellen sind flache Mulden oder Gruben im Gelände, meist im Wald. Sie entstehen entweder auf natürliche Weise (Dolinen Bildung im Kalkboden) oder sind künstlich entstanden, etwa die Archäologische Bedeutung Mardellen wurden seit der Eisenzeit genutzt, oft in Verbindung mit Grabhügeln.
Es gibt Hinweise auf spätere Nutzung durch die Römer sowie mittelalterliche Aktivität. Funde umfassen Keramik, Holzkohle und Werkzeuge. Ökologie und Umweltgeschichte Durch ihre Funktion als Sedimentfallen bewahren Mardellen Pollen, Holz- und Pflanzenreste. Sie liefern wichtige Daten zu Klima, Vegetation und Siedlungsgeschichte.
Ihr Mikroklima begünstigt seltene Arten. Historische Nutzung Mardellen dienten als Viehtränken, Tongruben für Töpferei oder Aschegruben zur Holzkohlegewinnung.
In der Waldweidewirtschaft waren sie funktionale Wasserstellen. Regionale Häufung Besonders zahlreich kommen Mardellen in Lothringen (Lorraine) vor.
Sie erscheinen selten isoliert, meist in Gruppen, oft zu dritt. Schutz und Erhaltung als Archive der Umwelt- und Kulturgeschichte sind Mardellen schützenswerte Bodendenkmäler. Sie sind jedoch durch Forstwirtschaft, Wegebau und Flächennutzung bedroht.
Der Begriff Mardelle stammt aus dem französischen Sprachraum – insbesondere aus dem lothringischen Dialekt – und bezeichnet eine kleine, wassergefüllte Mulde oder Senke im Boden.
Mardellen sind in zahlreichen Flurnamen überliefert, etwa als „Mardellengraben“ oder „An der Mardelle“, was auf ihre jahrhundertealte Präsenz im kulturellen Gedächtnis hinweist.
In der regionalen Identität haben sie vielerorts einen festen Platz. Häufig wurden sie in der Volksüberlieferung und Sagenwelt mit geheimnisvollen Deutungen versehen – etwa als „Teufelslöcher“, „versunkene Opferplätze“ oder Orte, an denen unerklärliche Ereignisse stattfanden.
Mardellen sind stille Zeitzeugen der Landschafts- und Menschheitsgeschichte. Sie erzählen Geschichten aus Natur, Alltag, Landwirtschaft und kulturellem Wandel über viele Jahrhunderte hinweg – vom eisenzeitlichen Grubenbau bis zur modernen archäologischen Forschung.
Mardelle bei Flatten. Foto 50ziger Jahre
 
 
Mardelle im Heidwald
 

Der Heidwald

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