Das weiße Licht in der Heinzgrät

Interessant. Aus dem Quellenbuch zu Karl Lohmeyer „Die Sagen der Saar“ .
Nr. 968 – Das weiße Licht in der Heinzgrät. entnommen aus: Lohmeyer VI (Nr. 171)
Übermittelt von Michel Breining, 30 Jahre alt, aus Mondorf, der es von seinem Vater hörte, an Hans Breinig, Püttlingen (Saar). Von diesem, der keine Gelegenheit, auch an Arbeitsstätten wie der Völklinger Hütte, im Westwallbunker und wo es nur sein mag, zum Weiterforschen nach Sagen, seine Kameraden zum Erzählen anregend, vorübergehen ließ, nach Kissingen am 22.11.1946 übermittelt.
Die Heinzgräth liegt zwischen Mondorf und Silwingen. Dort fanden im oberen Bereich auch Veranstaltungen der Mondorf/Silwinger Freilichtspiele (1927.1934′) statt.
968. Lohmeyer
Das weiße Licht in der Heinzgrät
Zwischen Mondorf und Silwingen liegt die sogenannte Heinzgrät. Sie besteht aus zerklüfteten
und bewaldeten Steilhängen. Nur selten verirrt sich ein Mensch auf den Grund der Grät. Man
meidet die gefährliche Schlucht wegen ihrer Wildheit und Tücke. Schon mancher stürzte hin-
unter, um nur mit großer Mühe später noch als Leiche geborgen zu werden. Seit alten Zeiten
zeigten und versammelten sich hier Irrlichter: Geister, der in der Schlucht zu Tode Gestürzten.
Wahrscheinlich waren sie bedacht, immer neue Opfer in die Schlucht zu locken.
Noch gar nicht lange ist es her, da ging hier des öfteren ein milchigweißes Licht um. Es leuchtete
so seltsam in die Nacht, daß später Wandersleute voll Grauen davon rannten. Die Männer taten es
ohne Aufhebens und blieben ruhig dabei. Drum erschien er am meisten den Frauen. Einst, es war
beim Bau der Saartalbahn, von Saarbrücken bis Trier, so um das Jahr 1850 herum, kamen viele
Kroaten in die Gegend. Sie verdienten viel Geld, das sie aber restlos vertranken. Und sie rauften
dazu, daß die Einwohner ihnen, besonders im Walde und bei Nacht, schnell aus dem Wegegingen. Einmal vergaßen sie im Suff die Irrlichter und lauerten nahe der Heinzgrät einem einsamen,
vom Viehverkauf zurückkommenden Bauersmann auf. Ganz hinterhältig fielen sie über ihn her
und erschlugen ihn. Sie beraubten ihn seiner Taler und warfen die Leiche in die tiefe Heinzgrät.
Der Bauer blieb verschollen. Erst viel später kam es ans Tageslicht und da wußte man sofort, was
das seit geraumer Zeit immer wieder nachts in der Heinzgrät sich zeigende milchigweiße Licht zu
bedeuten hatte. Es war der irrende Geist des erschlagenen Bauers, der nach den Mördern suchte.
Noch heute sucht dieses Irrlicht die Mörder aus Kroatien, die längst, längst ja auch schon alle tot
sind. Da er sie also niemals findet, stellt er jedem nach, der hier vorbeigeht. So schert er alle Menschen über einen Kamm. Die Mondorfer und Silvinger wissen, dem weißen Licht stets bei Zeiten
zu entrinnen. Noch nie konnte es einem von ihnen etwas anhaben. Aber mit Scheu im Herzen
gehen sie am Tage längs der Grät, und machen bei Nacht einen weiten Bogen um sie.


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